Rezension Trio Montserrat, German Counterpoint

Drei Fugen aus Bachs Wohltemperierten Klavier, arrangiert von Mozart für Streichtrio, bilden den Anfang der neuen Einspielung des Trio Montserrat.
Im Vergleich zur gelungenen, kontemplativen Baudet/Swietstra/Zipperling-Einspielung der Fuge BWV 853 wählt das bestens aufgelegte Trio Montserrat einen prononcierteren, dynamisch großartigeren Zugriff auf das Werk mit der Folge, dass der Hörer unmittelbar mitgerissen wird. Das hat Noblesse und große Klasse. Und obschon Joel Bardolet, Miquel Córdoba und Bruno Hurtado bei den drei Fugen vergleichsweise gemäßigte Tempi bevorzugen, hätte ich mir seitens des Komponisten etwas breitere Tempi gewünscht, um noch tiefer in die Verschachtelungen der komplexen Kontrapunktik eintauchen zu können.

Mit Paul Büttners Triosonate für Streichtrio (um 1930) geht es äußerst kurzweilig weiter. Der Auftakt (Track 7), Grave – Allegro ist nicht nur einer der 18 Anspieltipps dieser CD, sondern auch bestens geeignet, die enormen virtuosen Fähigkeiten des Trios aufzuzeigen. Ein zwischen Sinnlichkeit und Aufruhr changierendes Largo mit anschließendem Presto – inklusive humoriger Schlusssequenz – runden die gleichermaßen ansprechende wie anspruchsvolle Komposition ab.

Die Überraschung dieser Aufnahme steuert für mich als Jazzfreak der mir unbekannte Komponist Heinz Schubert (1908-45) in Form seiner Kammersonate für Streichtrio bei. Furioses komponiert Schubert gleich im Auftakt des dreiteiligen Werks – und das Trio Montserrat liefert derart, dass einem gelegentlich Angst und Bange um den Zustand der Saiten wird. In der anschließenden Chaconne , “Ach Gott, vom Himmel sieh darein..”, wird die Klage in traumwandlerischer Sicherheit von der Violine auf die Spitze getrieben, bevor Viola und Violoncello final besänftigend eingreifen. Den Abschluss bildet eine Fuge, vielschichtig in Tempo und Dynamik und kaum beschreibbar in ihrer Finesse. Dieser Schubert ist magisch – auch dank der wohlbedachten Inszenierung durch das Trio Montserrat – und insofern möchte ich ihn hinsichtlich seiner Kompositionskunst auf eine Stufe stellen mit seinem 111 Jahre früher geborenen, renommierten Namensvetter.

Das Streichtrio von Reinhard Schwarz-Schilling (1983) markiert den Abschluss dieser Kompilation und den Eintritt in die Moderne. Die Rhapsodie lässt unwillkürlich Gedanken an eine 13-Ton-Musik aufkommen – 12 Falsche und ein Gelber -, freilich überaus routiniert arrangiert, so dass man ob der ausbalancierten „Schieflage“ unwillkürlich schmunzeln muss. Für ruhigeres Fahrwasser sorgt der zweite und abschließende Teil, Notturno, der kaum treffender als vom Komponisten selbst beschrieben werden kann: Larghetto con intimo espressione.

Mit der vorliegenden CD-Aufnahme ist eine Perle entstanden – auch Genre-übergreifend, die umso mehr ihre Schönheit offenbart, je länger man sich ihr widmet.

Die Klangqualität ist gut bis sehr gut.
Die CD ist erschienen bei Aldilà Records, C 2021.

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